Osterfestspiele 2023: Kammermusik
Musik in der ganzen Stadt: Zu den Osterfestspielen geben Mitglieder der Berliner Philharmoniker Kammermusik-Konzerte an besonderen Spielstätten in Baden-Baden.
Kammermusik I
Philharmonisches Streichquartett: Werke von Schulhoff, Bartók und KorngoldDie klassische Moderne? Wir sind vielleicht erst heute in der Lage, einen frischen Blick auf Epoche zu werfen, zu der Schönbergs atonale Orchesterstücke ebenso gehören wie die neoromantischen „Vier letzten Lieder“ von Strauss – oder eben Bartóks avantgardistisches drittes Streichquartett, Schulhoffs sozialistische Experimente mit Popularmusik und Korngolds Wiener-Walzer-Träumereien im Finale seines zweiten Streichquartetts...
Kammermusik II
Scharoun Ensemble: Werke von Max Reger und Egon WelleszDie zweite Wiener Schule lernte von der ersten. Das galt auch für Schönbergs Vor- und Mitläufer: Max Reger etwa, der von den Komponisten der zweiten Wiener Schule bewundert wurde, oder Egon Wellesz, kurzzeitiger Schüler und erster Biograph Schönbergs, der als Jude von den Nazis verfolgt wurde und nach England floh...
Kammermusik III
Strauss und seine Zeitgenossen: Werke für Streichertrio und StreichquartettSechzehn Jahre war Richard Strauss alt, als er 1880 sein A-Dur-Quartett komponierte. Es strahlt genau die melodieselige, nonchalante Leichtigkeit aus, die seinem Schöpfer eigen war. Strauss hat sich gern über Kollegen lustig gemacht, die zu viel „schwitzen“ würden...
Kammermusik IV
Quartette von Haydn und Bartók: Sareika-Völkner, Küden, Mei, WeberIn wenigen seiner Werke hat Béla Bartók so aggressive Klangballungen gewagt wie in seinem vierten Quartett. Umso übersichtlicher beginnt dagegen Haydns spätes Werk: Eine Musik mit provozierend einfachem Frage- und Antwortspiel zwischen den Instrumenten. Doch dann wird die Reprise versteckt...
Kammermusik V
Musik für Flöte und Streicher: Pahud, Avramović, Ito, Afkham, KonczDie Sache mit der Einfachheit stellte sich schwer dar für Leute, die sich als Avantgardisten verstanden. Die Goldader, auf die Bartók, Kodály und Ligeti in dieser Hinsicht stießen, war die Volksmusik des Balkanraumes. Aus ihr schöpfte sie, was man „stolze Schlichtheit“ und „sinnliche Dissonanz“ nennen könnte: Traditionen der Einstimmigkeit, dazu Klangballungen, die denen der Schönbergschule an Radikalität in nichts nachstanden...
Kammermusik VI
Quartette von Bartók und Smetana: Roturier, Ito, Shimizu, DelepelaireIm 19. Jahrhundert, als der Apothekersohn nicht mehr Apotheker werden musste, sondern frei seine Lebensziele wählen konnte, wuchs die Bedeutung des Biographischen. In der Musik ließen Hector Berlioz und Peter Tschaikowsky ihr Leben zum Ausgangspunkt ihrer Sinfonik werden. Bedřich Smetana übertrug das Prinzip auf das intimere Streichquartett, in dem er 1876 vom Schicksalsschlag seiner Ertaubung erzählte...
Kammermusik VII
Korngold und Hindemith: Musik für Klavier und StreicherDer Spaß an der Moderne hat etwas mit Geschwindigkeit zu tun. Autos, Züge, Flugzeuge definierten dafür neue Maßstäbe. Etwas davon pulsiert in der Musik Paul Hindemiths. Die Freude an der Objektivität der Stechuhr, ihrem „schneller, höher, weiter“, prägt die Fugen und Toccaten seines ersten Streichtrios...
Kammermusik IX
Musik für Bläser: Werke von Haas, Eisler und TochDer tschechische Komponist Pavel Haas wurde in Ausschwitz ermordet. Im Leben der beiden anderen hier vorgestellten Musiker richtete die Nazizeit erhebliche Verwüstungen an. Diese Tatsachen werden merkwürdig konterkariert von der heute erklingenden Musik, die noch nichts ahnt von alledem, die witzig ist, intelligent, manchmal geheimnisvoll, aber nie sentimental...
Kammermusik X
Strauss, Schulhoff, Bruckner: Werke für StreicherErwin Schulhoff, in Prag geboren, interessierte sich für alles zwischen Jazz und Vierteltonmusik. Die Nationalsozialisten verfolgten ihn als Juden, Avantgardisten und Kommunisten. Sein Sextett von 1924, eines der bedeutendsten Werke des Komponisten, schließt mit einem ergreifenden instrumentalen Gesang. Es bildet das Zentrum eines Konzertes, das von zwei weiteren langsamen Sätzen umrahmt wird...
Kammermusik XI
Brahms Ensemble Berlin: Werke von Bruckner und WeinbergWeinbergs großdimensioniertes Klavierquintett von 1944 nimmt sich das Klavierquintett von Schostakowitsch zum Vorbild. Beide Komponisten haben einander bewundert, auch hat sich Schostakowitsch oft genug für seinen politisch bedrängten Kollegen eingesetzt...
Kammermusik XII
Frauen-Rollen: Musikalisch-literarisches Intermezzo zu Richard StraussJohannes Brahms war voll des Lobes für eine Fuge, bis er „mit vor herablassender Verachtung triefender Stimme“ in Beleidigungen wechselte, denn er „hatte sich daran erinnert, dass ich ja eine Frau war“. So Ethyl Smith, die mit ihrem „March of the Women“ einen Gegenklang anschlägt in einem Programm, das sich ansonsten ganz den Frauenrollen in Werk und Leben Richard Strauss‘ widmet...
Kammermusik XIII
Strauss und Reger: Musik für Streicher und KlavierDass das Klavierquartett von Richard Strauss mit einem Thema ansetzt, das an Johannes Brahms erinnert, ist leicht zu erklären. Der Komponist dieses Geniestreichs von 1885 war erst 19 Jahre alt, deshalb scheinen in dieser Musik Strauss‘ damalige Vorbilder durch. Umso faszinierender ist es, wie sehr sich das Quartett in seinem Verlauf von Brahms entfernt und bereits deutlich nach dem späteren Strauss klingt...