28.07.22

Wunderwerker

Das Solistenensemble in „Die Frau ohne Schatten“

Die Solistinnen und Solisten der Osterfestspiel-Oper haben Großes vor: Denn „Die Frau ohne Schatten“ von Richard Straus und Hugo von Hofmannsthal ist ein gigantisches, phantastisches und in tausend Farben schillerndes Opernmärchenmonster. Es verwandelt sich – mal ist schwer und düster wie eine Wagneroper, mal leicht und verspielt wie Mozarts „Zauberflöte“. Seine Kraft zieht es aus einem Riesenorchester im Graben: Mit den Berliner Philharmonikern unter Krill Petrenko tankt es bei den Osterfestspielen Edelkraftstoff. Aber das schöne, bunte Theaterleben hauchen ihm erst die Solistinnen und Solisten auf der Bühne ein. Wir stellen Ihnen diese stimmlichen Wunderwerker vor. Sie meistern Partien, in denen Strauss ihnen alles abverlangt: von feinsten, kammermusikalischen Lyrismen bis zur Stimmgewalt einer Brünnhilde.

Elza van den Heever

Die Kaiserin

Die südafrikanische Sopranistin gab im Herbst ihr Rollendebüt als Straussʼ „Salome“ an der Opéra de Paris in einer Neuinszenierung von Lydia Steier. Im Dezember sang sie Straussʼ „Vier letzte Lieder“ beim Orchestre National Montpellier Occitanie, im Mai gibt sie ihr Rollendebüt als Senta in Wagners „Der fliegende Holländer“ an der Metropolitan Opera New York, im Sommer singt sie dieselbe Rolle an der Santa Fe Opera.

In jüngster Zeit haben drei Rollendebüts Elza van den Heevers exzellenten Ruf im dramatischen Sopranfach bekräftigt: Julia in Spontinis „La vestale“ am Theater an der Wien unter Bertrand de Billy, Marie in Bergs „Wozzeck“ unter Yannick Nézet-Séguin an der Met in New York und Kaiserin in konzertanten Aufführungen der „Frau ohne Schatten“ mit den Rotterdamer Philharmonikern.

Neben den genannten Partien hat sie Händels Rodelinda, Mozarts Vitellia, Elettra und Donna Anna sowie Beethovens Leonore gesungen. Zu ihren Belcanto-Heroinen zählen Bellinis Norma, Donizettis Anna Bolena und Maria Stuarda. Sie sang Verdis Elisabetta in „Don Carlo“, Desdemona in „Otello“, Elvira in „Ernani“ und Leonora in „I trovatore“, die Titelrolle in „Suor Angelica“ sowie Giorgetta in „Il tabarro“ von Puccini, Wagners Elsa in Lohengrin, Chrysothemis in Straussʼ „Elektra“ und Ellen Orford in Brittens „Peter Grimes“. Engagements führten sie an die großen Bühnen in Wien, New York, San Francisco, Chicago, Zürich, München, Hamburg, Frankfurt and Bordeaux. Simone Young, Kirill Petrenko, Bertrand de Billy und Yannick Nézet-Séguin luden sie als Solistin in ihre Konzerte ein.

Von 2008 bis 2013 war Elza van den Heever Ensemblemitglied der Oper Frankfurt. Ihr Debüt an der Met gab sie 2012 als Elisabetta in Donizettis „Maria Stuarda“.

Clay Hilley

Der Kaiser

Nicht erst, seit er im vergangenen Jahr im letzten Moment als Siegfried in der Premiere der „Götterdämmerung“ in Bayreuth einsprang, steht der US-Amerikaner in der ersten Reihe der Heldentenöre. Dieselbe Rolle hatte er im kompletten „Ring des Nibelungen“ zuvor unter anderem an der Deutschen Oper Berlin gesungen.

Im Festspielhaus Baden-Baden gibt Clay Hilley in „Die Frau ohne Schatten“ sein Haus- und Rollendebüt. Ein weiteres wichtiges Rollendebüt war im Herbst Wagners Tristan an der Deutschen Oper Berlin. Im Frühling debütiert er als Tambourmajor in Bergs „Wozzeck“ am Opernhaus Covent Garden in London unter der Leitung von Anthony Pappano.

Zu den wichtigen Stationen seiner Opernlaufbahn zählen Father Grenville in Jake Heggies „Dead Man Walking“ an der Lyric Opera Chicago, die Titelrolle in Alexander Zemlinskys „Der Zwerg“ an der Nederlandse Opera, Siegmund in Wagners „Die Walküre“ bei Tiroler Festspielen in Erl, Phoebus in Franz Schmidts Notre Dame“ am Theater St. Gallen, die Titelrolle in Dvořáks „Dimitrij“ und Paul in Erich Wolfgang Korngolds „Die tote Stadt“ beim Bard Music Festival im US-Bundesstaat New York sowie die Titelrolle Mozarts „Idomeneo“ am Salzburger Landestheater unter der Leitung von Mirga Gražinytė-Tyla. Im Konzert war er mehrmals Solist beim Orchestra dellʼAccademia Nazionale di Santa Cecilia unter Antonio Pappano und bei vielen bedeutenden amerikanischen Orchestern. Mit dem Philharmonia Orchestra unter Donald Runnicles war er als Florestan in konzertanten Vorstellungen von Beethovens „Fidelio“ Gast des Edinburgh Festivals, mit Chicago Symphony trat er in Mahlers „Sinfonie der Tausend“ unter Marin Alsop beim Ravinia Festival auf.

Miina-Liisa Värelä

Die Färberin

Als Färberin hat Miina-Liisa Värelä in der vergangenen Saison an der Oper Frankfurt und an der Bayerischen Staatsoper München reüssiert. Zuvor hatte sie diese Rolle bereits beim Verbier Festival gesungen. Mit Engagements wie Straussʼ Ariadne am Liceu in Barcelona, Isolde in „Tristan und Isolde“ in Glyndebourne und bei den BBC Proms, Senta in „Der fliegende Holländer“ an der Finnischen Nationaloper Helsinki, Straussʼ Elektra am Landestheater Linz und ihrem Debüt als Ortrud in „Lohengrin“ in der Salzburger Felsenreitschule hat sie sich in Europa als Wagner- und Strauss-Interpretin einer jüngeren Generation einen exzellenten Namen gemacht.

Im vergangenen Jahr gab sie ihr Debüt in den Vereinigten Staaten: Nach Konzerten mit Seattle Symphony als Solistin in Ravels „Shéhérazade“ sang sie Isolde in konzertanten Aufführungen mit Los Angeles Philharmonic unter Gustavo Dudamel. Das Jahr 2023 begann für sie mit der Titelrolle von Puccinis „Turandot“ an der Finnischen Nationaloper in Helsinki. Dort war sie bereits als Sieglinde in „Die Walküre“, in der Titelpartie von Straussʼ „Ariadne auf Naxos“ und als Rosalinde in „Die Fledermaus“ von Johann Strauß zu sehen. Beim finnischen Savonlinna Festival gastierte sie 2022 in der Titelrolle von Puccinis „Tosca“. Zu Miina-Liisa Väreläs Konzertrepertoire zählen Schönbergs „Gurre-Lieder“, Straussʼ „Vier letzte Lieder“, Mahlers Sinfonien Nr. 2 und 4 sowie Schostakowitschs „Aus jüdischer Volkspoesie“ und die Sinfonie Nr. 14.

Die finnische Sopranistin gab 2022 ihr Festspielhaus-Debüt in „Der Ring an einem Abend“, einem Programm mit Auszügen aus Wagners „Ring“ und Texten von Loriot. Sie studierte an der Sibelius-Akademie in Helsinki und ist Preisträgerin des renommierten Belvedere-Wettbewerbs.

Wolfgang Koch

Barak, der Färber

Als Barak gastierte Wolfgang Koch bereits an der Wiener Staatsoper, in Berlin, in München unter Kirill Petrenko, in Hamburg und bei den Salzburger Festspielen. Er sang Wotan/Wanderer in „Der Ring des Nibelungen“ sowohl bei den Bayreuther Festspielen als auch in München unter Kirill Petrenko. Als Hans Sachs in Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ war er bei den Münchner Opernfestspielen zu Gast. Engagements als Amfortas oder Klingsor führten ihn an große Häuser in Deutschland und zu den Salzburger Osterfestspielen. Sein Debüt an der New Yorker Met gab er 2019 als Scarpia in Puccinis „Tosca“. Als Falstaff war er an den Staatsopern in München und Wien zu erleben. Ein weiterer Erfolg in München war Michele in Puccinis „Il tabarro“, an der Wiener Staatsoper sang er Danton in Gottfried von Einems „Dantons Tod“. Zu seinem Repertoire zählen ferner die Wagner-Partien Holländer, Kurwenal und Telramund, Mandryka in „Arabella“, Graf in „Capriccio“ und Jochanaan in „Salome“ von Strauss, Pizarro in Beethovens „Fidelio“, Prometheus in „Die Vögel“ von Walter Braunfels, die Titelpartien in Hindemiths „Mathis der Maler“, in „Lear“ von Aribert Reimann und in Busonis „Doktor Faust“ sowie Borromeo in Pfitzners „Palestrina“. Neben den genannten Häusern trat Wolfgang Koch an der Opéra National de Paris, am Opernhaus Covent Garden in London, an der Oper Frankfurt, am Theater an der Wien und in Tokio auf.

Zu Beginn der Saison sang der Bariton konzertant Simone in Zemlinskys „Eine florentinische Tragödie“ am Konzerthaus Berlin, in der Berliner Philharmonie war er in der Titelpartie von Dallapiccolas „Il prigioniero“ Gast der Berliner Philharmonikern unter Kirill Petrenko. An der Wiener Staatsoper gab er sein Debüt als Beckmesser in den „Die Meistersingern“. Aktuelle Engagements an der Staatsoper München sind Förster in Janáčeks „Das schlaue Füchslein“, Jochanaan in „Salome“ und Kurwenal in „Tristan und Isolde“.

Michaela Schuster

Die Amme

Die Amme in „Die Frau ohne Schatten“ zählt zu Michaela Schusters wichtigsten Rollen. Weitere Partien, mit denen die Mezzosopranistin international auf großen Bühnen gastiert, sind Herodias in „Salome“ und Clairon in „Capriccio“ von Strauss, Wagners Ortrud in „Lohengrin“ sowie Fricka und Waltraute in „Der Ring des Nibelungen“, Knusperhexe und Mutter in „Hänsel und Gretel“ von Humperdinck, Zia Principessa in „Suor Angelica“ und Zita in „Gianni Schicchi“ von Puccini sowie Marie in Bergs „Wozzeck“. Kirill Petrenko, Daniel Barenboim, Simone Young, Sebastian Weigle, Franz Welser-Möst, Marc Albrecht, Philippe Jordan, Semyon Bychkov und weitere namhafte Dirigentinnen und Dirigenten arbeiten mit ihr zusammen.

Im Herbst sang Michaela Schuster Madame de Croissy in Poulencs „Dialogues des Carmélites“ an der San Francisco Opera, im Mai singt sie dieselbe Rolle an der Wiener Staatsoper. Dort feierte sie vor wenigen Wochen als Herodias in einer Neuinszenierung von „Salome“ Premiere. Regelmäßig tritt Michaela Schuster an den Staatsopern in Berlin und Wien, am Opernhaus Covent Garden in London und der Bayerischen Staatsoper München auf. In der Saison 2017/18 gab sie als Klytämnestra in „Elektra“ ihr Debüt an der Metropolitan Opera New York. Als Amme in „Die Frau ohne Schatten“ war sie Gast der Salzburger Festspiele, bei den Salzburger Osterfestspielen sang sie Kundry in Wagners „Parsifal“.

Konzerte führten Michaela Schuster unter anderem zu Chicago Symphony, dem Concertgebouworkest Amsterdam, zu den Bamberger und zu den Wiener Symphonikern. Sie ist eine profilierte Liedsängerin, mit Liederabenden in der Londoner Wigmore Hall und bei der Schubertiade Hohenems.