Was passiert in Massenets "Werther"?
I. Akt
Der Amtmann übt Weihnachtslieder mit seinen Kindern. Charlotte, die Älteste, hilft ihm mit ihrer Schwester Sophie, für die Kinder zu sorgen, seit die Mutter gestorben ist. Werther erscheint und verliebt sich sofort in Charlotte.
Auf dem Rückweg von einem gemeinsamen Spaziergang gesteht er ihr seine Liebe. Auch Charlotte fühlt sich zu Werther hingezogen – so sehr, dass sie ihr der sterbenden Mutter gegebenes Versprechen vergisst, Albert zu heiraten. Als der Amtmann die plötzliche Rückkehr Alberts nach mehr als sechs Monaten Abwesenheit verkündet, zieht sich Charlotte völlig durcheinander zurück. Werther bleibt allein, in tiefer Verzweiflung.
II. Akt
Nach drei Monaten der Ehe mit Charlotte befragt Albert Werther zu dessen früheren Gefühlen für seine Frau und bietet ihm die Freundschaft an. Werther schlägt ein, seine wahren Gefühle für Charlotte verbergend. Sophie, die sich heimlich in Werther verliebt hat, hofft, er wende sich nun ihr zu. Doch Werther bleibt auf Charlotte fixiert: Wieder spricht er verzweifelt zu ihr von seiner Liebe. Charlotte, die vor ihrer eigenen wachsenden Leidenschaft zurückschreckt, reißt sich von Werther los und verbietet ihm, vor Weihnachten zurückzukehren. Werther, außer sich vor selbstmörderischem Kummer, lässt Sophie wissen, dass er für immer fortgehe. Charlotte trifft auf ihre verstörte Schwester und versucht, sie zu trösten. Albert erkennt, dass seine Frau und Werther sich lieben.
III. Akt
Beim Wiederlesen von Werthers Briefen wird Charlotte von ihren Gefühlen für Werther und von der Sorge über seine Selbstmordabsichten überwältigt. Als Sophie versucht, sie aufzuheitern, besteht Charlotte darauf, allein bleiben zu wollen. Plötzlich taucht Werther auf – gemartert von Erinnerungen an die gemeinsame Vergangenheit und dem Gedanken an Selbstmord. Um ihn abzulenken, erinnert Charlotte ihn an den geliebten Dichter Ossian – doch das Lesen der Verse macht den Schmerz unmöglicher Liebe für Werther nur schlimmer. Charlotte, am Rande, ihrer Leidenschaft nachzugeben, gibt Werther zu verstehen, dass sie ihn nie mehr wiedersehen wolle. Werther geht – entschlossen, sein Leben zu beenden. Albert tritt ein mit der schriftlichen Bitte von Werther, seine Pistole für eine lange Reise borgen zu dürfen. Er liest Charlotte die Notiz vor und fordert sie auf, Werther die Pistole zukommen zu lassen.
IV. Akt
Charlotte findet Werther sterbend vor, mit einer Schusswunde, die er sich selbst zugefügt hat. Sie gesteht ihm ihre Liebe. Während man hört, wie die Kinder Weihnachten feiern, stirbt Werther in Charlottes Armen.
von Robert Carsen