09.05.22

Vor dem großen Gesang

Hörbeispiel

Tanzend betreten die Menschen die Welt: Esa-Pekka Salonens Violinkonzert erzählt eine Geschichte.

Wie hört man Esa-Pekka Salonens Violinkonzert? Erst einmal: mit großem Vergnügen. Und das liegt nicht nur an der fantastischen Patricia Kopatchinskaja, die im Festspielhaus den Solopart spielen wird. Sie wird es wohl eher rocken. Deshalb wurde für das spätere Klangbeispiel eine halbe Minute aus dem dritten Satz ausgewählt: Musik, zu der unsichtbare Menschen wie um ihr Leben tanzen.

Zuerst jedoch ein kurzer Führer durch das viersätzige Konzert: Der erste Satz erinnert mit seinen virtuosen Dauerläufen fast an ein Vivaldi-Konzert. Ein Rasen (meist in der Geige) wetteifert gegen langsame Orchesterakkorde, die zuerst in Harfe und Glockenspiel auftreten. Mehr braucht man nicht, um sich in der Musik zurechtzufinden.

Nach einem meditativen zweiten Satz treten im dritten Satz Menschen auf: verbunden und isoliert zugleich, im großen rauschhaften Tanz - Salonen komponiert ein wildes Scherzo, das an Strawinskys „Sacre“ und heutige Clubmusik erinnert. Unten unser Klangbeispiel mit der Geigerin Leila Josefowicz, der Uraufführungsviolinistin.

Waren es im Scherzo viele Menschen, tritt im langsamen Finale ein Einzelner auf: Eine Melodie entfaltet sich, die immer schöner wird - und schließlich paradiesisch endet.