Von der Trompete entflammt
Händels magischer Moment der Verwandlung
Wie klingt Musik der Verwandlung? Händel komponiert so manchen magischen Moment dieser Art, einen der schönsten im dritten Teil seines „Messiah“.
Da schreibt Paulus im Brief an die Korinther vom Geheimnis der Auferstehung: „Behold, I tell you a mystery: we shall not all sleep, but we shall all be changed in a moment, in the twinkling of an eye, at the last trumpet.” (Nr. 47) Während das Englische hier lediglich von „change”, also Wandel oder Veränderung spricht, ist die deutsche Bibelversion an dieser Stelle eine Spur poetischer und formuliert es so: „Wir werden aber alle verwandelt werden.“
Dem entsprechenden Rezitativ des Bass-Solisten, der in die Rolle des Apostels Paulus schlüpft, unterlegt Händel so etwas wie einen mystischen Untergrund. Die Streicher legen ihn in zart tastenden, flächigen, etwas nebligen und gerade dadurch um besondere Aufmerksamkeit bittenden Pastelltönen. Und aus diesem behutsam meditativen Recitativo accompagnato löst sich „plötzlich in einem Augenblick“ die revolutionäre Botschaft, zu der die „letzte Posaune“ erschallen wird. Im Englischen Bibeltext ist es freilich „the last trumpet“, deren glanzvoll hellen Jubel Händel in der nachfolgenden Arie „The trumpet shall sound“ (Nr. 48) in eine optimistisch aufwärtssteigende, majestätische Melodielinie bettet. Sie kündet vom Wunder der Verwandlung, will sagen: von der „unverweslichen“ Auferstehung der Toten. Wie im Zwiegesang lässt sich die Stimme des Solisten von den Verzierungen der Trompete entflammen und stattet das Verb „changed“ mit frohlockenden Koloraturen aus: Musik der Verwandlung.
Derart Bedeutsames mit eigentlich einfachen Mitteln auszudrücken konnte niemand anderes so eindringlich wie Georg Friedrich Händel, der Hallenser in England.
Peter Krause