Von der Königin geerbt
Plácido Domingo und die Zarzuela
Plácido Domingo wurde die Zarzuela gleichsam in die Wiege gelegt, denn seine Eltern waren die Zarzuelasänger Pepita Embil und Plácido Domingo Ferrer. Seine Mutter galt als Königin der Zarzuela. Mitte der 1940er-Jahre gingen seinen Eltern nach Süd- und Mittelamerika auf Tournee. Sie blieben schließlich in Mexiko, gründeten dort die Domingo-Embil Company und holten die Kinder aus Madrid nach.
Der kleine Plácido wuchs also mit der Zarzuela auf, ehe er sich als junger Tenor dem bekannten Opernrepertoire öffnete. Doch er kehrte und kehrt immer wieder zu diesem Genre zurück, als Sänger in verschiedenen Stimmfächern, mittlerweile als Bariton, als Dirigent und in anderen Funktionen. „Ich bin sehr froh, dass ich auf der ganzen Welt Zarzuela singen kann und dass immer mehr Sänger diese spanische Musik kennen und lieben lernen“, sagt er selbst.
Plácido Domingo unterstützt seine jungen Kolleginnen und Kollegen dabei ganz gezielt – etwa bei seinem Operalia-Wettbewerb für junge Sängerinnen und Sänger, wo es mittlerweile einen eigenen Zarzuela-Preis gibt. „Zarzuela war natürlich die Musik, für die meine Eltern lebten. Deswegen wollte ich von Anfang an beim Wettbewerb einen Preis für Zarzuela-Sänger ausloben. Und immer mehr Kandidaten singen Zarzuela“, erklärt Placido Domingo dazu.
Der Sänger hat auch für die Wiederentdeckung und Wiederaufnahme von Zarzuelas gesorgt. 2008 trat er im Theater an der Wien in „Luisa Fernanda“ von Federico Moreno Torroba auf, einer späten Zarzuela aus dem 20. Jahrhundert. Zwei Stücke daraus präsentiert er in seinem Festspielhaus-Programm. Klar ist auch, dass in der reichen Diskografie von Plácido Domingo eine ganze Reihe von Alben der Zarzuela gewidmet sind. Berühmt ist der Mitschnitt eines Konzertes mit seiner Kollegin Pilar Lorengar 1983
bei den Salzburger Festspielen, wo die Zarzuela ja nicht unbedingt zum Standardrepertoire gehört. 2007 gab es eine weitere Gala zu diesem Genre in Salzburg, diesmal mit Ana María Martínez als Partnerin, die ebenfalls aufgezeichnet wurde.
Das Repertoire von Placido Domingo ist bekanntlich kaum mehr zu überblicken und reicht von Händel bis in die Gegenwart. Die Zarzuela ist darin eine feste Größe.
Karl Georg Berg