31.12.21

The World of John Neumeier

Neuer Spielraum

Mit diesem Festival präsentiert John Neumeier sein umfassendes Verständnis von Tanz: Im Zentrum steht 2022 wie stets das Hamburg Ballett. Das zeigt die beiden großen Ballette „Beethoven-Projekt II“ am 1., 2. und 3. Oktober 2022 und am Wochenende darauf „Hamlet 21“ (7., 8.und 9.10.).

Mit dem Bundesjugendballett wird John Neumeier „Die Unsichtbaren“ entwickeln. Die Tanzcollage mit Musik, Lied und Text, die verschiedene Aspekte des deutschen „Ausdruckstanzes“ beleuchtet und der Opfer des Nationalsozialismus gedenkt ist am 5. und 6. Oktober im Festspielhaus zu sehen. John Neumeier hat mit seinem Projekt „Die Unsichtbaren“ gemeinsam mit dem Bundesjugendballett begonnen, nach den ermordeten Kolleginnen und Kollegen zu suchen und ihre Geschichte posthum durch Impressionen der Zeit zurück in einen Echoraum der Erinnerung zu holen.

The World of John Neumeier tanzt in der Stadt

Wer 2021 das Ballett „L’Heure exquise“ mit Alessandra Ferri und Carsten Jung im Theater Baden-Baden erlebt hat, weiß, was John Neumeier meint, wenn er von neuen „Ideenräumen“ spricht. Nur wenige Tage nach den Aufführungen des bewegenden Kammerballetts von Maurice Béjart waren es die Absolventinnen und Absolventen der Ballettschule John Neumeier, die „ihren“ Raum im Festival – das Museum Frieder Burda – mit großer Energie „eroberten“. Auch 2022 hat John Neumeier eine „Carte blanche“ der Festspiele Baden-Baden, um Räume in der ganzen Stadt zu bespielen. Auf www.festspielhaus.de wird das Programm regelmäßig aktualisiert.

BEETHOVEN - PROJEKT II Hamburg Ballett John Neumeier

Das Beethoven-Jahr war der Auslöser für Neumeiers Auseinandersetzung mit einer Musik voller Bewegungsimpulse. Beethovens siebte Sinfonie, eine „Apotheose des Tanzes“, wie Richard Wagner sie nannte, war die erste Sinfonie, die ganz aus dem Rhythmus heraus gestaltet wurde. Sie bildet ein Zentrum im „BeethovenProjekt II“, neben einer Violinsonate und Ausschnitten aus dem Oratorium „Christus am Ölberge“. Hierzu schuf John Neumeier eine Choreographie, die sich lose an Beethovens Leben orientiert – wie bereits im „Beethoven-Projekt I“, das im Festspielhaus Baden-Baden mit großem Erfolg aufgeführt und verfilmt wurde. Jugend, Liebe, beginnende Taubheit und schöpferische Energie sind die inhaltlichen Zentren, um die herum Neumeier „verschlungene, kräftezehrende Hebungen entwickelt, die ‚auf dem Papier‘ eigentlich untanzbar sind.“ (NDR)

HAMLET 21 Hamburg Ballett John Neumeier

Neumeiers „Hamlet 21“ beginnt in einer Schulklasse. Ein genialer Verfremdungseffekt, so typisch für diesen Choreographen, der gleich zweierlei ausdrückt: 1) Die meisten von uns haben Shakespeares „Hamlet“ in der Schule kennengelernt. 2) Auch Hamlet war einmal jung. Mit dieser Jugend beginnend, enthüllt Neumeier zahlreiche Impulse, die die späteren Entscheidungen des dänischen Prinzen erklären. Der Choreograph knüpft einen Knoten, der die Sicht der Zuschauer, die Geschichte Shakespeares, zahlreiche historische Quellen, die eigene Ballettsprache und die Musik des britischen Komponisten Michael Tippett zu einem facettenreichen Ganzen verbindet. Dieses Ballett – ein Kunstwerk, das auf Neumeier-typische Art die Sichtweisen der Moderne mit der Tradition des Tanzes versöhnt.

Baden-Baden soll eine Tanzstadt werden, hat John Neumeier gesagt. Das klingt verheißungsvoll.