Tastengesang
Arcadi Volodos spielt am 20. Februar Schubert und Schumann
Arcadi Volodos beherrscht, was kaum einem anderen gelingt: Er singt auf dem Klavier. Im Festspielhaus Baden-Baden wird sein virtuoser Tastengesang am Sonntag, 20. Februar 2022 ab 17 Uhr zu hören sein. Volodos zählt zu den virtuosesten Pianisten der Gegenwart. Seine atemberaubende Technik und sein Gespür für die Poesie des Klaviers stellt er mit Franz Schuberts Klaviersonate D-Dur D 850, besser bekannt als „Gasteiner Sonate ” und mit Robert Schumanns „Kinderszenen“ sowie dessen Fantasie in C-Dur op. 17 unter Beweis.
Alpine Reise
Von Franz Schubert ist bekannt, dass er sich gerne auf Reisen begab. Trotz aller Unbill, die das Unterwegssein im frühen 19. Jahrhundert eben auch bedeutete, fand er auf diesen Reisen „selige Augenblicke, die das düstere Leben erhellen“, wenngleich ihn ein Alpenpanorama ebenso sehr ängstigen wie beglücken konnte. Von Salzburg aus macht er sich 1825 nach vielen Zwischenstopps nach Gastein auf und komponierte dort jene Sonate , über deren Volodos-Interpretation eine Kritikerin kürzlich schrieb, dass der Pianist bei Schuberts „unendlichem Singen ganz zu Hause ist“.
Putzige Dinger
An seine Braut Clara Wieck (die spätere Wahl-Baden-Badenerin) schrieb Robert Schumann im März 1838 er habe „30 kleine putzige Dinger geschrieben“, aus denen er dreizehn auswählte und diese „Kinderszenen“ nannte. Anders als das zehn Jahre später entstandene „Album für die Jugend“ adressierte Schumann die „Kinderszenen“ ausdrücklich an Erwachsene. Als „Rückspiegelungen eines Älteren an Ältere“ wollte er diesen Zyklus verstanden wissen.
Der nachgeborene Igor Strawinsky schrieb: Schumann sei der „Komponist der Kindheit schlechthin, aus zwei Gründen: einmal, weil er die Vorstellungswelt eines Kindes nachgeschaffen hat, zum andern, weil Kinder einige ihrer ersten musikalischen Eindrücke aus seinen herrlichen Klavierbüchern empfangen“.
Solo first
Ähnlich wie Franz Schubert hat auch Arcadi Volodos eine ambivalente Einstellung zum Reisen. Einerseits liebt er die Entdeckung von unbekannten Städten und Regionen, andererseits sieht er auch die Schattenseiten des permanenten Orts- und Hotelwechsel.
Seit einigen Jahren entscheidet er sich immer häufiger für Piano Rezitals und verzichtet auf Klavierkonzerte mit renommierten Orchestern. Ebenso reduzierte er insgesamt die Anzahl seiner Konzerte. Nach eigenen Angaben hat Volodos bis in die Nullerjahre etwa 200 Auftritte per anno absolviert, heute sind es etwa fünfzig Solo-Abende jährlich.
„Das Leben ist zu kurz, um nur Konzerte zu spielen und um Konzerte spielen zu können braucht man unbedingt Lebenserfahrung“, sagt der heute bei Madrid lebende Künstler und beschreibt zugleich den für ihn perfekten Konzertabend: Der Bühnenraum solle eher spärlich beleuchtet sein, um sein Publikum nicht durch Visuelles abzulenken. Und die Verantwortung, dass diese Ablenkung durch Sichtbares nicht passiert, dafür trage der Künstler selbst die Verantwortung ist Volodos überzeugt: „Das Publikum soll vom Künstler eine Botschaft empfangen können. Ich möchte so spielen, dass die Menschen sich komplett auf die Musik konzentrieren. Musik ist für mich die entscheidende Botschaft.“
Multitalent
Auf Wunsch der Eltern studierte der 1972 in St. Petersburg geborene Arcadi Volodos zunächst Gesang und Dirigieren am dortigen Konservatorium, bevor er sich ab 1987 ganz dem Klavier widmete. Nach einiger Zeit wechselte er die Musikhochschule und studierte fortan bei Galina Egizarowa in Moskau, später vertiefte er seine Studien in Madrid und Paris.
Nach seinem New York-Debüt arbeitete er mit den Berliner Philharmonikern, dem Philharmonia Orchestra London, dem Royal Concertgebouw Orkest Amsterdam, dem Israel Philharmonic Orchestra, den Münchner Philharmonikern, der Staatskapelle Dresden, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Orchestre de Paris, dem Boston Symphony und dem New York Philharmonic Orchestra. Er spielt unter Dirigenten wie Lorin Maazel, James Levine, Zubin Mehta, Seiji Ozawa, Valery Gergiev, Riccardo Chailly, Myung-Whun Chung und Jukka-Pekka Saraste.
3 schnelle Gründe, warum man dieses Konzert nicht verpassen darf:
- Schumanns „Träumerei“ live
- Romantik auf höchstem Niveau
- Erstes Klavier-Recital nach längerer Zeit im Festspielhaus