„Ekstase und Präzision“
„Yannick Nézet-Séguin entfacht orchestrale Magie in Festspielhaus Baden-Baden.
Das Orchester folgte auf den Millimeter genau, brachte alle Feinheiten der Partitur zum Leuchten und steigerte sich mit präziser Artikulation und goldenem Klang zu immer neuen Höhepunkten.
Assiginaak erschafft eine faszinierende Klanglandschaft: Harfen- und Flötentöne funkeln wie Sonnenlicht auf dem Wasser, während ungewöhnliche Klangerzeuger – raschelndes Papier, sanftes Flüstern, hölzerne Schlaggeräusche – die Geräusche von Wind und Wald heraufbeschwören. Das Orchestre Métropolitain ließ diese Klangschichten mit großer Hingabe und Konzentration entstehen.
Mit geradezu stürmischer Verve stürzte sich Alexandre Kantorow in das Klavierkonzert. Das Orchester sog seine Energie begierig auf und potenzierte sie. Kantorow seinerseits zeigte eine phänomenale Klangfarbenskala und gestalterische Reife: Er ließ perlende Läufe und Akkordkaskaden mühelos aufblitzen, konnte aber ebenso in lyrischen Passagen ein sangliches, schlankes Piano kultivieren.
Kantorow und Nézet-Séguin hoben alle Facetten differenziert hervor, ohne je den musikalischen Fluss zu gefährden. Ein atemberaubendes Spiel auf der Klaviatur der technischen Möglichkeiten, das Pianist und Orchester mit sichtlicher Begeisterung gemeinsam entfesselten.
Im Schlussakkord entlud sich eine Virtuosen-Energie, die den Saal zu spontanem Jubel hinriss.
Nach tosendem Applaus ließ es sich der Dirigent nicht nehmen, sich selbst an den Flügel zu setzen. Mit Kantorow zelebrierte er –vierhändig am Klavier- die Zugabe.
Mit klarer Zeichengebung und konzentrierter Dynamik formte Nézet-Séguin die Sibelius-Sinfonie ohne jemals in äußerliches Pathos abzudriften. Das Orchestre Métropolitain folgte ihm dabei aufmerksam und hochpräzise – jeder Einsatz saß, jeder Übergang gelang organisch.“
Wochenblatt-Reporter