08.12.21

Sinfonische Tänze

Valery Gergiev und das Mariinsky eröffnen ihre Winterresidenz mit zwei Konzerten am vierten Adventswochenende

Der Winter in Baden-Baden bleibt russisch. Zu den großen Balletten gesellen sich in diesem Dezember zwei russische Konzertreihen. Mit dem Konzert von Prokofjevs „Romeo und Julia“ am 17. Dezember 2021 und dem Strawinsky-Abend mit „Petruschka“, „Feuervogel“ und „Le sacre du printemps“ am 18. Dezember 2021 eröffnen Valery Gergiev und das Mariinsky Orchester ihre diesjährige Baden-Badener Residenz.

„Romeo und Julia“ – Valery Gergiev und das Mariinsky Orchester im Konzert

Freitag, 17. 12. 21, 19 Uhr

Prokofjews „Romeo und Julia“-Partitur ist der „Tristan“ unter den Ballettmusiken. Opulent instrumentiert und sinfonisch gedacht ist das Werk weniger Ballett als Megasinfonie, mit Wagner’schen Leitmotiven versetzt. Der „Tanz der Ritter“ hat es sogar in die Werbung geschafft, was für das melodische Talent des Komponisten spricht.

Das 1935 in Russland geschriebene Werk wird auch „Oper ohne Worte“ genannt. Dabei lässt sich die Emotionalität der Musik eher aus einer anderen Gattung herleiten, die damals in hoher Blüte stand: der Filmmusik. Wie im Film und Oper gibt es auch bei Prokofiev Leitmelodien, die einzelnen Aspekten von Shakespeares Handlung zugeordnet werden: dem Mädchen Julia, den Rittern, dem Kampf etc.

Mit dem Konzert am 17. Dezember bietet sich eine rare Gelegenheit, begegnet man doch sonst im Konzertsaal Prokofievs Musik zu „Romeo und Julia“ nur in kurzen Auszügen, den so genannten „Suiten“. Dass der Komponist gleich drei verschiedene Suiten zusammenstellte, zeigt, wie viel gute Musik sein Ballett enthält. Der Chefdirigent des Mariinsky Orchesters Valery Gergiev geht einen Schritt weiter und präsentiert im Festspielhauskonzert die gesamte „Romeo und Julia“- Musik.

Strawinskys Beste – Valery Gergiev und das Mariinsky Orchester spielen „Petruschka“, „Feuervogel“ und „Sacre du printemps“

Samstag, 18.12.21, 18 Uhr

Mit der Uraufführung des Balletts „Der Feuervogel“ 1910 in Paris begann die Weltkarriere des damals 28jährigen Igor Strawinsky. Es ist das erste der drei russischen Ballette von Strawinsky, die die Musik des 20sten Jahrhunderts entscheidend geprägt haben und im Festspielhaus am 18. Dezember erklingen: „Der Feuervogel“, „Petruschka“ und „Le sacre du printemps“.

Alle drei waren Auftragsarbeiten für den Impresario Sergei Djagilew und dessen Ballets Russes, die wichtigste Ballettkompagnie der Epoche. Sie feierte ihre wichtigsten Erfolge in Paris und so lassen sich in der „Feuervogel“-Musik russische und französische Einflüsse finden. Kurz darauf skizierte Strawinsky ein Klavierkonzert, bei dem das Klavier mit dem Orchester kämpft. Diagilew ermutigte den Komponisten aus dem Konzert ein Ballett zu machen über die russische Gliederpuppe „Petruschka“. Wie bei einem Konzert lassen sich vier „Sätze“ erkennen, die zu Szenen werden, verbunden durch laute Trommelschläge. Die eigentliche Handlung, ein ironisch gebrochenes Liebesdrama zwischen Puppen, spielt sich in den Szenen zwei und drei ab, sowie in den letzten Takten des Werkes.

Nach dem riesigen Erfolg der Balletts Russes mit „Feuervogel“ und „Petruschka“ folgte 1913 ein Skandal, der Geschichte machte: Die Uraufführung von Strawinskys „Le sacre du printemps“. Während der Vorstellung musste „der Intendant das Licht anschalten, um die feindseligen Proteste zu beenden“ berichtete die New York Times. Genau damit hatte wohl der Theaterpraktiker Diagilew gerechnet, der einen Skandal für das Image seiner Kompagnie stets zu nutzen wusste. Bei den ersten rein orchestralen Aufführungen hingegen wurde „Sacre“ positiv aufgenommen. Inzwischen gilt das rhythmisch komplexe Ballett als ein Schlüsselstück des zwanzigsten Jahrhunderts und ist heute Strawinskys erfolgreichstes Werk.