Lust auf Tschaikowsky
Zweimal mitreißende „Mazeppa“ – und die Vorfreude auf die Osterfestspiele wächst
Die Spannung war groß vor den beiden „Mazeppa“-Aufführungen im Festspielhaus: Die Oper ist in Russland ein Publikumsliebling, im Westen aber nahezu unbekannt.
Die St. Petersburgerin Olga Peretyatko, die sich als Interpretin der weiblichen Hauptrolle Maria bestens damit auskennt, hatte im Interview gewarnt: „Nicht leicht zu besetzen, weil man extreme Stimme braucht“. Davon gab es am 10. und 12. November dann in Hülle und Fülle auf der Festspielhaus-Bühne: Vladislav Sulimsky zum Beispiel, der die Titelpartie sang, mit „schier unbegrenztem Tonumfang; er verband in seinem Gesang Kraft und Wärme, formte seine Partie noch in höchster Erregung weich aus.“ (concerti.de) Oder eben Olga Peretyatko selbst, die in der „grandiosen Aufführung“ im „Weltklasse-Ensemble“ mit einer „großen, zarten, tief empfindsamen Stimme glänzt.“ (Südwest Presse)
Tschaikowsky fordert aber nicht nur das Solisten-Ensemble. Da blitzen die Trompeten auf, die Holzbläser spielen Soli, die im allerzartesten Pianissimo ausklingen, das Tempo des riesigen Orchesterapparats, mit dem die Berliner Philharmoniker die Bühne füllen, bricht plötzlich rasant aus, der Rundfunkchor Berlin wechselt von Massenaufruhr zu zartesten Gebeten. Das alles hatte Kirill Petrenko mit musikalischer Ernsthaftigkeit, aber auch mit einem freundlichen, so uneitlen wie selbstbewussten Charme im Griff: „Petrenko beweist sich in der Achtsamkeit gegenüber den Sängern als eminenter Operngestalter, musikantisch in der Tanzszene des ersten Aktes, penibel in den geschliffenen Sprachgesten und geradezu feurig in den beiden ersten Finali.“ (Badische Neueste Nachrichten)
Schon bald gibt es mehr davon. Zu den Osterfestspielen ist Kirill Petrenko mit den Berliner Philharmonikern wieder im Festspielhaus. Dann stehen neben Konzerten und Kammermusik gleich zwei Tschaikowsky-Opern auf dem Programm: „Jolanthe“ konzertant mit Sonya Yoncheva – und „Pique Dame“. Die Hauptrollen in der Neuinszenierung von Moshe Leiser und Patrice Caurier singen Asmik Grigorian und Arsen Soghomonyan. Beide haben in letzter Zeit in den schwierigsten Partien (Straus‘ Salome, Verdis Othello) spektakuläre Erfolge gefeiert. Zu Ostern werden sie zum ersten Mal im Festspielhaus zu erleben sein.