02.04.24

Lisa Batiashvili und die Berliner Philharmoniker

Osterfestspiele 2024

Sibelius' Violinkonzert in d-moll und Brahms' 4. Sinfonie standen beim Konzert der Berliner Philharmoniker mit Solistin Lisa Batishvili auf dem Programm. Sehen Sie hier den Abend im Rückblick:

Eine Interpretation von großer Emotionalität

Die langjährige Vertrautheit mit dem Werk und dem Orchester ist im ausverkauften Festspielhaus Baden-Baden in jedem Moment von Lisa Batiashvilis beseelter Interpretation zu spüren. Magisch gelingt bereits der Anfang, wenn die gedämpften Violinen mit ihren schnellen Wechselnoten im Pianissimo ein erwartungsvolles Raunen in den Raum schicken, auf dem die Solovioline „dolce ed espressivo“ einsetzt.

Die vierte Symphonie von Johannes Brahms nach der Pause lässt Kirill Petrenko ganz behutsam beginnen, als würde das Terzenthema erst nach und nach an Selbstbewusstsein gewinnen. Petrenko lässt das eine aus dem anderen entstehen. Alles gerät organisch in seiner Interpretation.

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Von Beginn an zieht Lisa Batiashvili als Erzählerin in Bann. Wie improvisiert erklingt der Violinpart in ihrer Interpretation: mit großem Atem, kraftvollem Bogenstrich und intensiver Farbgebung. Auch viele zerbrechliche, intime Momente lassen Orchester und Solistin entstehen. Kirill Petrenko nimmt alle Impulse auf, die von Batiashvili ausgehen und überträgt sie aufs Orchester. Die große Emotionalität der Interpretation setzt sich im Adagio di molto fort. Mit viel Gewicht auf dem Bogen verleiht sie ihrem Violinton Körper und Tragfähigkeit. Die von Sibelius verlangten Geigen-Kunststücke im Finale gelingen ihr nicht nur mit leichter Hand, sondern sie macht aus den Flageolettketten und vertrackten Doppelgriff-Passagen auch musikalische Preziosen.

Die Instrumentengruppen sind gut vernetzt, so dass sich das dichte motivische Beziehungsgeflecht ohne Risse über das ganze Orchester ausbreiten kann. Dem Allegro giocoso verleihen die Berliner Philharmoniker neben Wucht auch Raffinesse. Das Finale mit der berühmten Passacaglia gelingt in den 30 unterschiedlichen Variationen und der abschließenden Coda wie aus einem Guss.

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Und noch ein Konzert-Schmankerl zu den „Osterfestspielen 2024“ am Karfreitag: Lisa Batiashvili glänzte mit dem wunderbaren „Violin-Konzert“ von Jean Sibelius im Festspielhaus.

Elegisch fein gesponnen erklangen die ersten Takte, in weitausschwingendem Atem zeichnete Batiashvili sodann in glasklarer Bogenführung die melodischen Linien des Allegro moderato. Kraftvoll ohne sich im Plakativen zu verlieren spielte die Geigerin in atemberaubender Brillanz die variable Kadenz. Wie verklärt schien die Solistin in feiner, leiser Melancholie dem Adagio di molto zu begegnen aus welchem sie einen flüssigen seelenvollen Klang zauberte.

Kirill Petrenko mit seinem famos aufspielenden Berliner Philharmonikern vermochte natürlich in Harmonie und Brillanz entgegen zu wirken, jedes Streicherweben wurde klanglich in feinnerviger Transparenz ausmusiziert, jedes Crescendo der bestens disponierten Bläserfraktionen erhoben sich paukenbeschwert zu formativer instrumentaler Klangorgie.

Die Ovationen des enthusiastischen Publikums bedankte Lisa Batiashvili im Duett mit der Konzertmeisterin, begleitet von dunklen Streichern mit dem betörend interpretierten „Air“ von J. S. Bach.

Kirill Petrenkos Brahms-Interpretation erstrahlte in herbstlichen Farben, zu sämigem Streicherklang, dunkelgetöntem Bläsertimbre in atemberaubender Rasanz. Gleich einer Ballade eröffnete Petrenko das Andante moderato. Packend ließ der versierte Dirigent die Melodien anschwellen und verhallen, wie im Nebel der Zeit. Dynamisch bewegt in höchster Präzision musizierend ließ das exzellente Orchester, das Werk in klassischer Gestaltungsform ausklingen.

Mit tosendem Applaus und lautstarken Bravos verabschiedete das Auditorium die Berliner Gäste mit ihrem unvergleichlichen Maestro.

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Machtvolle Himmelfahrt

Baden-Baden erlebte über Ostern wieder ein unvergleichliches Orchesterfest der Berliner Philharmoniker mit internationalem Publikum und ausverkauften Vorstellungen.

Lisa Batiashvili spielte den Solopart sehr delikat, melancholisch den Anfang, virtuos den danse macabre im Finale. Bei Brahms gaben die Berliner alle Zurückhaltung auf, da rauschten die Streicher, brillierten die Bläser, krachte das Blech. Aber alles präzise strukturiert und durchleuchtet von Petrenko.

Offenburger Tageblatt