Filmmusik im Festspielhaus
Das erste Wochenende der Pfingstfestspiele 2024
Mit einem Wochenende voller Filmmusik beginnen die Pfingstfestspiele 2024. Tarmo Peltokoski feiert sein Debüt als Dirigent des SWR Symphonieorchesters mit Musik aus "Vertigo" und "2001: Odyssee im Weltraum". Am Sonntag ist Sonya Yoncheva mit der Philharmonie Baden-Baden, Dirigent Nayden Todorov und Lorenzo de Cunzo zu Gast und singt bewegende Stücke aus Filmklassikern.
Das sagt die Presse
"Großes Kino ganz ohne Worte"
Der finnische Dirigent Tarmo Peltokoski fasziniert bei den Pfingstfestspielen in Baden-Baden
Maestro, dessen musikalische Reife und technische Raffinesse das Publikum sprachlos machen. Weniger als auf Klangfarben setzt Peltokoski auf das Ausleuchten von Partituren, auf Lichtreflexe. Bei ihm ist „Vertigo“ nicht mysteriös, nein, es funkelt.
Peltokoski lässt Musik glänzen wie historischen Schmuck, der frisch aus dem Ultraschallbad kommt. Er ist ein Meister darin, seinen analytischen Blick in eine fesselnde Dramaturgie zu übertragen. Klarheit und Leidenschaft – bei ihm sind sie kein Widerspruch.
Im Sog eines großen Spannungsbogens
Peltokoski kann Geschichten erzählen und Musik atmen lassen wie nur wenige. Beim SWR Symphonieorchester trifft seine Kunst auf Musikerinnen und Musiker, diewach und offen sind für feinste Nuancen und die nie gesprochenen Sprachen der Musik.
Badische Neueste Nachrichten
"Der Taktstock wird zum Zauberstab"
Ein umjubeltes Debüt: Tarmo Peltokoski zeigt im Festspielhaus Baden-Baden, warum er zurecht schon in jungen Jahren in den Himmel gehoben wird.
Bei Richard Strauss‘ symphonischer Dichtung „Also sprach Zarathustra“ setzt Peltokoski nicht auf den knalligen Effekt, sondern lässt mit dem SWR Symphonieorchester eine detailreiche, von Transparenz und Nuancenreichtum geprägte Interpretation entstehen. Die Steigerung beim berühmten Beginn ist genau dosiert und kulminiert erst mit der dritten Fanfare, dann aber richtig! Alles zeigt der Dirigent mit seiner präzisen Stabführung inklusive abgespreiztem kleinen Finger – fast nichts mit dem Körper oder dem Gesicht. Das SWR Symphonieorchester setzt seine Impulse reaktionsschnell um.
Hier wird sein Taktstock wirklich zum Zauberstab.
Badische Zeitung
"Ein absoluter Überflieger am Dirigenten-Pult"
Die Atmosphäre Londons, die bei Vaughan Williams zu Beginn an die berühmten Monet-Bilder der Stadt erinnert – Westminster-Glockenschlag inbegriffen – wird im Festspielhaus dicht nachgezeichnet. Das Collagenhafte der Musik wird dank des SWR-Orchesters mit seinen hervorragenden Solisten lebendig zwischen Blechbläserwucht und subtilen Holzbläsereinwürfen mit viel Feinschliff zum gefeierten Höhepunkt des Abends.
Pforzheimer Zeitung
"Von Star Wars bis West Side Story"
Mit geschlitztem rotem Kleid geht Sonya Yoncheva in die letzte Runde und gefällt in „No me mires más“ (aus „Le edad de l’amor“) mit satter Tiefe und großen Legatobögen.
Den deutschen Schlager „Küss mich, bitte, bitte küss mich“ von Hans Carste hat die Sopranistin als Kind von ihrem Großvater gehört, wie sie im Programmheft verrät. Zu den swingenden Klängen im Orchester tänzelt sie über die Bühne und sorgt für gute Laune.
Henri Mancinis „Moon River“ aus „Frühstück bei Tiffany“, die erste Zugabe, singt sie mit großem Atem und fließender Melodik. Zum gesanglichen Höhepunkt wird das arabische „Aatini Al Naya Wa Ghanni“. Hier zeigt die Bulgarin, die zu Beginn ihrer Karriere viel Alte Musik gesungen hat, die Flexibilität ihrer Stimme, fügt kleine Seufzer und Arabesken ein und präsentiert ganz dunkle Klangfarben.
Auch das Englischhornsolo schafft Atmosphäre, bevor mit „Parole, Parole“ der Abend fröhlich zu Ende geht und das Publikum beim eingängigen Refrain mitklatschen darf.
Badische Neueste Nachrichten
"Wunderkind im Festspielhaus"
Tarmo Peltokoski wirkt in seiner jugendlichen Ernsthaftigkeit, zieht keine Show ab, schlägt zuverlässig mit der Rechten Takt und Tempo, moduliert sorgsam mit der Linken. Wenn es laut wird, und laut wird es in diesem Konzert sehr oft, reißt er auch beide Arme in die Höhe.
Warmer Klang
Wie er das riesige, wunderbare SWR Orchester, das auch in den hohen Streicherlagen noch warm klingt, dirigierte, war das große Erlebnis dieses Konzertes, Doch staunen musste man über diesen fast schmächtigen jungen Mann, wie er den riesigen Apparat beherrschte.
"Star im Broadway-Format"
Sonya Yoncheva kam, sah und siegte. Sie ist längst kein Ersatz mehr für Anna Netrebko, international erfolgreich, oft auch in Baden-Baden bejubelt. Jetzt sang sie, ordentlich begleitet von der Philharmonie Baden-Baden, bekannte und unbekannte „Schmachtfetzen“ aus der Kinowelt. Ihr Sopran ist noch voller geworden, aber weich, sinnlich geblieben. Lasziv wickelt sie das Publikum nicht um den Finger, sondern um ihre vier extravaganten Kleider. Ein Star im Broadway-Format. Wer im Stau stand, hat vieles verpasst.
"Besser geht es nicht"
Sie ist ein Weltstar, wird in den großen Wagner- und Strauss-Partien in Bayreuth, Salzburg oder Wien gefeiert (die aktuellen „Salome“-Aufführungen in Wien mit ihr in der Titelrolle sind ausverkauft), und Helmut Deutsch ist der Doyen der Liedbegleiter. Besser geht es nicht. Camilla Nylunds Stimme ist groß, weich, ausdrucksstark und textverständlich in allen Lagen. Höhepunkte waren die vier Lieder von Strauss op. 27 und vor allem die Rückert-Lieder von Mahler. Sie sang mit großem dramatischem Atem, lyrisch entgrenzend. Vier Zugaben, mit der letzten, der „Zueignung“ von Richard Strauss, sagen wir dreimal: „Habe Dank“.
Offenburger Tageblatt