05.01.24

Dvořák „taufte“ das Orchester

Die Geschichte der Tschechischen Philharmonie

2024 ist ein wichtiges Kulturjahr für die Tschechische Republik. Erinnert wird an den 100. Geburtstag des Tschechischen Rundfunks, den 100. Todestag von Franz Kafka sowie an den 200. Geburtstag von Komponist Bedřich Smetana. Die Regierung hat ein „Jahr der tschechischen Musik“ ausgerufen und schickt ihre wichtigsten Botschafterinnen und Botschafter in Dur und Moll auf Auslandsreisen.

Ganz früh macht sich die Tschechische Philharmonie mit ihrem aktuellen Chefdirigenten Semyon Bychkov auf den Weg, an die lange tschechische Orchestertradition zu erinnern. Das 127 Jahre alte Spitzenorchester, 2022 von der Fachzeitschrift Gramophone als „Orchester des Jahres“ nominiert, gab sein erstes Konzert - ein reines Dvořák-Programm unter der Leitung des Komponisten selbst - am 4. Januar 1896 in der berühmten Rudolfinum-Halle in Prag.


Das Orchester ist bekannt für seine wegweisenden Interpretationen tschechischer Komponisten und für seine besondere Beziehung zur Musik von Brahms, Tschaikowsky und Mahler, der 1908 mit dem Orchester die Uraufführung seiner Symphonie Nr. 7 dirigierte. Derzeit nimmt das Orchester den gesamten Zyklus der Mahler-Sinfonien unter dem Chefdirigenten und Musikdirektor Semyon Bychkov für das Label Pentatone auf.

Die Gründung der Tschechischen Philharmonie geht auf eine soziale Idee zurück. Musiker des Nationaltheaters traten mehrmals im Jahr in sinfonischen Programmen auf, um einen Pensionsfond zu füllen und Witwen wie Waisen

aus dem Kreise der Orchesterangehörigen zu unterstützen. Auch Verspätungen zu Proben wurden mit einem Strafgeld belegt, das dem Fond zugute kam. Ein Streik gegen den Intendanten des Nationaltheaters machte das soziale Projekt zu einem dauerhaft spielfähigen Orchester, das rasch internationales Aufsehen erregte.

Große internationale Aufmerksamkeit erhielt das Orchester nach der Gründung der ersten Republik und später in den 1950-er Jahren unter der Leitung von Karel Ančerl, der den edlen Klangkörper in aller Welt bekannt machte. Ein weiterer großer Name, der mit dem Orchester untrennbar verbunden ist, ist der Rafael Kubelíks, der die Musiker schon mit 19 Jahren im Jahr 1934 dirigierte, um dann 1941 für sieben Jahre Chefdirigent zu werden. Nach 42 Jahren Exil kehrte er 1990 nach Prag zurück, um in einem bewegenden Konzert nach der samtenen Revolution Beethovens Neunte zu dirigieren.