Der Currentzis-Effekt
Künstler-Residenz in Baden-Baden beginnt mit drei besonderen Konzerten
Wo er auftaucht, verändert sich der Blick auf die klassische Musik. Der griechisch-russische Dirigent Teodor Currentzis sorgt derzeit für die meisten Schlagzeilen in der Welt der Oper und des Konzertes. Das Festspielhaus Baden-Baden widmet dem Enfant terrible der Klassik in der Saison 2019/2020 ein sechsteiliges Festival. Am Wochenende 31. Oktober bis 3. November 2019 stehen drei Konzerte unter der Leitung des Dirigenten auf dem Programm in Baden-Baden.
Teodor Currentzis‘ Weg auf die großen Bühnen der Welt führte über Orte wie das sibirische Novosibirsk und die Industriestadt Perm am Ural. An beiden Orten schaffte es der heute 47jährige Dirigent, ein völlig neues Publikum für die Klassik zu begeistern und Ensembles zu gründen, die sich selbst mehr als Bruderschaft denn als Orchester und Chor verstehen. Diese Bruderschaft trägt den Namen musicAeterna und hatte ihre Ursprünge in der gemeinsamen Neuinterpretation barocker und frühklassischer Werke – ein Repertoire, für das es in Russland bis dato nur ein kleines Publikum gab. Mittlerweile liegt die russische Musikszene Teodor Currentzis zu Füßen, ausverkaufte Konzerte von St. Petersburg über Moskau bis Novosibirsk sind der Normalfall, und auch die internationalen Bühnen reißen sich um den Dirigenten und seine Musikerinnen und Musiker. Schon macht der Begriff des „Currentzis-Effekts“ die Runde. Seine gefeierten Auftritte bei den Salzburger Festspielen, in Mailand, New York oder Paris unterstreichen diese Beobachtung.
Seit Beginn der Spielzeit 2018/2019 ist Teodor Currentzis auch Chefdirigent des SWR Symphonieorchesters. Mit diesem Orchester wird er zu den neuen Baden-Badener Pfingstfestspielen 2020 an der Oos gastieren.
Der Klang des Lichtes – ein Fest für Rameau
Donnerstag 31. Oktober, 20 Uhr „The Sound of Light“, Jean-Philippe RameauIm ersten Wochenend-Festival mit Teodor Currentzis stehen die Wurzeln seiner Arbeit im Mittelpunkt. Das erste Konzert – ein Abend mit französischer Barockmusik des Komponisten Jean-Philippe Rameau – erinnert an die gleichnamige CD-Aufnahme von Teodor Currentzis und musicAeterna, die 2014 zum Rameau-Jahr Furore machte. Am 31. Oktober erklingen Orchester- und Vokalwerke des französischen Opern-Revolutionärs, der sich im 18. Jahrhundert zum erfolgreichsten Musiker am Hofe Ludwig XIV. entwickelte und hochgeachtet sowie hoch vermögend 1764 starb. Rameau hatte eine nie dagewesene Sinnlichkeit in die Musik gebracht und damit einen Gelehrtenstreit ausgelöst, der die Branche zu seiner Zeit spaltete. Die Wiederentdeckung seiner Musik bescherte Teodor Currentzis und musicAeterna einen weltweiten Erfolg.
Antike Lyrik – neu interpretiert
Samstag 2. November, 18 Uhr „Tristia“, Philippe HersantDas zweite Konzert der „Currentzis-Residenz“ in Baden-Baden trägt den Titel „Tristia“ und greift damit nicht nur eine antike Form der Brief-Poesie (Ovid) auf, sondern wird auch zum ganz aktuellen Bekenntnis für Frieden und Freiheit. Chor und Ensemble musicAeterna treten am Samstag, 2. November 2019 um 18 Uhr unter der Leitung von Teodor Currentzis auf. Das neu komponierte Werk für Chor und wenige Instrumente entstammt der Feder des zeitgenössischen französischen Komponisten Philippe Hersant, der Briefe von Gefangenen vertont hat. Die Themen Freiheit und Unfreiheit – sie werden zu Ostern 2020 in der Neuinszenierung der Beethoven-Oper „Fidelio“ in Baden-Baden wieder wichtig – stehen im Mittelpunkt dieses Abends.
Zeitlose Kunst – Mozart-Requiem
Sonntag, 3. November, 17 Uhr „Requiem“, Wolfgang Amadeus MozartZum Abschluss des Currentzis-Wochenendes im Festspielhaus Baden-Baden interpretieren musicAeterna mit ihrem Gründer und Leiter Teodor Currentzis sowie internationalen Gesangssolisten am Sonntag, 3. November 2019 um 17 Uhr Wolfgang Amadeus Mozarts letztes Werk – das „Requiem“ in d-Moll, KV 626 aus dem Jahr 1791. Der zweite Teil der Künstler-Residenz des Dirigenten Teodor Currentzis beginnt am 28. Mai 2020 zu den neuen Pfingstfestspielen in Baden-Baden. Dann wird der Dirigent auch zusammen mit bildenden Künstlern neue Aufführungsformen für klassische Musik probieren.