20.05.23

Blumen in Hülle und Fülle

Wie die MET 1926 nach Baden-Baden kam

Die Verbindung Baden-Badens zur Metropolitan Opera New York geht bis ins Jahr 1926 zurück. Damals gelang es den Organisatoren der „Frühlings-Festwochen“, den MET-Chefdirigenten Artur Bodanzky für vier Operndirigate und ein Konzert an die Oos zu locken.

Bodanzky, der bei Alexander Zemlinsky in Wien studierte und Gustav Mahler assistiert hatte, kannte Baden seit seiner Zeit als Erster Kapellmeister am Theater Mannheim. 1915 wanderte der Dirigent, Komponist und Geiger in die USA aus, wo er als Wagner-Experte bald das deutsche Repertoire an der MET betreute und die New Yorker Erstaufführung von Mahlers „Lied von der Erde“ leitete. 1926 erfolgte dann das Gastspiel in Baden-Baden. Eigentlich verboten die Statuten der Metro-politan Opera Gastspiele, doch Bühnenbilder wurden in Deutschland nachgebaut, Solisten kamen mit Bodanzky über den Atlantik und es spielte das Städtische Orchester Baden-Baden, das sich unter der Leitung des prominenten Dirigenten bei der Kritik „Sonderlob“ erarbeitete.

„Der Beifall wuchs von Akt zu Akt an und nahm am Schluss enthusiastische Formen an“, berichtete das „Badeblatt“ über die Aufführung der Mozart-Oper „Così fan tutte“ und lobte die Leistungen aller Künstler – insbesondere aber die Detailtiefe, die Dirigent Bodanzky herausarbeitete – und vermerkte: „Blumen gab es in Hülle und Fülle, besonders wurde Lucrecia Bori für ihre hoch künstlerische Leistung ausgezeichnet und mußte Hand in Hand mit Artur Bodanzky und Oberregisseur Sam Thewman sowie den anderen Darstellern immer wieder auf der Rampe erscheinen.“ Dem Gastspiel der Metropolitan Opera ging der Besuch einer Delegation amerikanischer Top-Hoteliers in Baden-Baden voraus – die deutsch-amerikanische Freundschaft sollte nach dem Ersten Weltkrieg über die Kultur und den Tourismus neue Impulse erhalten.