Gewandhausorchester Leipzig

Das Gewandhausorchester ist das weltweit älteste bürgerliche Sinfonieorchester. Keimzelle des Orchesters, war die 1743 von 16 Adligen und Bürgern gegründete Konzertgesellschaft „Das Große Concert“. Mit dem Umzug in das Messehaus der Tuchwarenhändler im Jahr 1781 erhielt das Ensemble den Namen „Gewandhausorchester“. Zu den prägenden Gewandhauskapellmeistern zählen - neben Herbert Blomstedt, der dieses Amt von 1998 bis 2005 innehatte und heute Ehrendirigent des Orchesters ist - Johann Adam Hiller, Felix Mendelssohn Bartholdy, Arthur Nikisch und Kurt Masur. Riccardo Chailly hatte das Amt von 2005 bis 2016 inne, seit 2018 ist Andris Nelsons Gewandhauskapellmeister.

Seinen einzigartigen Klang und sein vielfältiges Repertoire kultiviert das Orchester in weit über 200 Auftritten jährlich in den drei Spielstätten seines Wirkungsbereichs: Es ist das Konzertorchester des Gewandhauses, das Orchester der Oper Leipzig und das Ensemble, das wöchentlich in der Thomaskirche die Bach-Kantaten gemeinsam mit dem Thomanerchor gestaltet. Darüber hinaus gastiert das Orchester seit 1916 in aller Welt, darunter auch seit 2000 oft im Festspielhaus und produziert regelmäßig Aufnahmen.

Kaum ein Orchester war an der Entwicklung der sinfonischen Musiktradition so nachhaltig beteiligt wie das Gewandhausorchester, das bis heute Anziehungspunkt für berühmte Komponisten, Dirigenten und Solisten ist: Das Leipziger Orchester führte noch zu Lebzeiten Beethovens dessen neun Sinfonien als Zyklus auf (1825/26), es spielte den weltweit ersten Zyklus aller Bruckner-Sinfonien (1919/20). Wagners Vorspiel zu „Die Meistersinger“ hatte mit dem Gewandhausorchester Premiere, Beethovens 5. Klavierkonzert, Brahms’ Violinkonzert und das „Deutsche Requiem“ sowie Bruckners 7. Sinfonie sind, neben vielen anderen Werken der musikalischen Weltliteratur, vom Gewandhausorchester aus der Taufe gehoben worden. Noch heute bringt das Orchester in jeder Spielzeit neue Kompositionen zur Uraufführung.

Maßgeblichen Anteil an der Entwicklung eines bis heute prägenden Werke-Kanons hatte Felix Mendelssohn Bartholdy in seiner Zeit als Gewandhauskapellmeister von 1835 bis 1847. In seine Amtszeit fallen unter anderem die Uraufführungen seines Violinkonzertes e-Moll, der „Schottischen Sinfonie“ und der Ouvertüre zu „Ruy Blas“. Unter Mendelssohns Leitung ist Schuberts große C-Dur-Sinfonie zum ersten Mal erklungen sowie Schumanns erste, zweite und vierte Sinfonie. Mit neu konzipierten Konzertprogrammen lenkte Mendelssohn den Blick auf die Alte Musik und bewahrte damit unter anderem Johann Sebastian Bachs Instrumentalmusik vor dem Vergessen. Dank Mendelssohns Engagement konnte 1843 das erste Musikkonservatorium Deutschlands in Leipzig gegründet werden, die heutige Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“. Im Sinne der Mendelssohnschen Gründungsidee, professionellen Orchesternachwuchs auszubilden, bietet das Gewandhausorchester in Kooperation mit der Musikhochschule die „Mendelssohn-Orchesterakademie“ an.