31.5. - 9.6.25

Pfingstfestspiele

Wer Boulez sagt, muss auch Bruckner und Zappa aufs Programm setzen. Wir feiern 2025 den 100. Geburtstag des Komponisten, Dirigenten, Philosophen und Weltbürgers Pierre Boulez mit dessen Musik und Werken, die ihn inspirierten. Ob dem Dirigenten des „Jahrhundert-Rings“ in Bayreuth, dem Chef der New Yorker Philharmoniker oder dem Neu- und Radikaldenkenden: Es macht große Freude, sich dem „Planeten Boulez“ zu nähern. Das SWR Symphonieorchester, das London Symphony Orchestra, das Ensemble intercontemporain und Stars wie Pierre-Laurent Aimard und Antonio Pappano nehmen Sie mit in seinen Kosmos.

Das Programm

SA 31.5.25

100 - FEST FÜR PIERRE BOULEZ

SWR Symphonieorchester, Klavier: Pierre-Laurent Aimard

Was verbindet Maurice Ravel mit Pierre Boulez? Das Bekenntnis zur „absoluten Musik“. Diese bereits 1799 von Ludwig Tieck postulierte Grundlage einer zweckfreien Komposition beflügelte Robert Schumann und Johannes Brahms ebenso wie Maurice Ravel und Pierre Boulez. Jeder Komponist legte sich neue Regeln auf, um Töne zu befreien. Pierre Boulez feilte an seinen Werken – die Freiheit nahm er sich. In zwei Uraufführungen verneigen sich die Komponisten Mark Andre und Enno Poppe vor der Kraft der absoluten Musik.

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SO 1.6.25

PERSPEKTIVWECHSEL

Ensemble Intercontemporain

Wechselwirkungen interessierten den Musikdenker Pierre Boulez immer. In seinem 1981 uraufgeführten Werk „Répons“ bezieht er sich auf die alte musikalische Tradition des „Vorsingens“ und einer darauf antwortenden Gruppe. Musikinstrumente werden gespielt und elektronisch veränderte Klänge antworten – und umgekehrt. Nach 45 Minuten wechselt das Publikum die Plätze und hört das gleiche Werk aus einer anderen Perspektive: Eine andere Wechselwirkung tritt ein.

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DI 3.6.25

RECITAL PIERRE-LAURENT AIMARD

Spaziergänge eines Virtuosen

„Außerordentlich an Boulez war seine Art musikalischer Moral. Da war eine Leidenschaft, ein Mann, der für Musik brennt, unaufhaltsam, und das war in jeder Sekunde seines Musizierens spürbar.“ Das sagt der Franzose Pierre-Laurent Aimard, der sich bereits mit 15 Jahren Noten von Klavierwerken Boulez’ besorgte und darin komplett selbst als Künstler aufging. Der Pianist spaziert anlässlich des 100. Geburtstags des Komponisten durch die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts und beginnt sein Programm mit der hoch virtuosen 3. Klaviersonate von Pierre Boulez, die nicht nur unglaubliche Klangwelten eröffnet, sondern auch Aimards Aussage unterstreicht, dass das Klavier „sein“ Instrument war.

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FR 6.6.25

LONDON SYMPHONY ORCHESTRA

Dirigent: Antonio Pappano

Sie wussten virtuos anzuecken: Hector Berlioz im 19. und Pierre Boulez im 20. Jahrhundert. Beide großen „B’s“ befreiten die Musik von überkommenden Ritualen. Berlioz erinnerte sich an Lord Byrons Piratenroman „Der Korsar“ und verbeugte sich damit auch vor dem Freigeist Byron, dessen Tochter Ada Lovelace schon Anfang des 19. Jahrhunderts Computerprogramme schrieb. Pierre Boulez galt als Mathe-Genie. Pierre Boulez nennt diesen Effekt „eplosante-fix“, was uns direkt zu Berlioz’ „Symphonie fantastique“ zurückführt, die der musikalischen „Idée fixe“ gewidmet ist.

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SA 7.6.25

SALON 1955

Ensemble Recherche

Pierre Boulez vertont 1955 in Baden-Baden drei Gedichtzyklen des Surrealisten René Char, setzt sie aber nicht nacheinander, sondern verschachtelt sie ineinander wie eine geometrische Versuchsanordnung. René Char schloss sich der Résistance an. Zu seinen Freunden zählten der Maler Joan Miró und Philosoph Albert Camus. Künstler wie Henri Matisse und Georges Braque illustrierten seine Gedichte. Nach „Le Marteau sans maître“ ist der Nachwuchs dran: Studierende regionaler Musikhochschulen stellen die Ergebnisse der Kompositionsaufträge vor, die sie anlässlich des 100. Geburtstags Pierre Boulez’ vom Festspielhaus Baden-Baden erhielten.

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SA 7.6.25

ZAPPA-NIGHT

Diese Freundschaft ging in die Musikgeschichte ein: Den amerikanischen Rockstar und Pierre Boulez verband eine Liebe zum Experiment und zur Erfindung neuer, virtuoser Musikformen. Dass Boulez 1984 mit „The perfect stranger“ sogar eine ganze Zappa-LP eingespielt hat, beweist, wie eng die beiden miteinander waren. Zappa hatte sich mit 17 Jahren eine Platte mit Boulez’ „Le Marteau sans maître“ (siehe Veranstaltung um 18 Uhr) gekauft. Als er 1980 in Paris ein Konzert gab, brach die Band nach einer halben Stunde das Tourneeprogramm ab und intonierte das „Lohengrin“-Vorspiel. Im Publikum saß – inmitten kreischender Zappa-Groupies – Pierre Boulez.

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SO 8.6.25

SALON 1900

Ravel, Ligeti, Berg

Zurück zu den Wurzeln. Pierre Boulez wuchs mit der Musik der französischen Impressionisten und der Zweiten Wiener Schule um Arnold Schönberg und Alban Berg auf. Boulez dirigierte auch immer wieder Werke des österreichisch-ungarischen Komponisten György Ligeti, der über sich selbst und seine Kompositionsweise sagte: „Ich bin wie ein Blinder im Labyrinth, der sich herumtastet und immer neue Eingänge findet und in Zimmer kommt, von denen er gar nicht wusste, dass sie existieren.“

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SO 8.6.25

LA MER - LES SIÉCLES

Der Dichter Stéphane Mallarmé lud gern dienstags zu einem Treffen in seine Pariser Wohnung ein, und es kamen: Maurice Maeterlinck, Oscar Wilde, William Butler Yeats, Rainer Maria Rilke und Stefan George. Schnitt. Pierre Boulez führte erstmals 1957 seine auf Mallarmé-Gedichten beruhende Komposition „Pli selon pli“ auf und überarbeitete sie bis 1990 immer wieder. Was Mallarmé und Boulez einte: Beide strebten das „vollständige, absolute“ Kunstwerk an, wohl wissend, dass es dies nicht gibt. Pierre Boulez reflektierte derweil auch das Werk Claude Debussys, den er verehrte. Das berühmte „La Mer“ gilt als Meisterwerk des musikalischen Impressionismus und steht weit weniger für eine Naturbeschreibung denn für absolute Virtuosität in der Instrumentierung abstrakter musikalischer Ideen.

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MO 9.6.25

BRUCKNER - BOULEZ

SWR Symphonieorchester

Pierre Boulez’ strenger „Handkantenschlag“ beim Dirigieren war berühmt. Was auf das Publikum leicht ungelenk wirkte, half den Instrumentalisten jedoch sehr: „Er vermittelte uns die Struktur jeder Musik sehr genau“, sagte Emmanuel Pahud, Soloflötist der Berliner Philharmoniker. Als sich Boulez bei den Wiener Philharmonikern das Repertoire aussuchen konnte, wählte er Bruckners strenge Monumente der Romantik. Boulez’ Komposition „Cummings ist der Dichter“ bezieht sich auf ein Gedicht des Amerikaners E E Cummings. Er bricht Sätze und Wörter auf und ordnet sie so auf den Buchseiten an, dass überraschende Wechselwirkungen entstehen.

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